Der Zauberstein
Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da lebte eine junge Familie mit ihren zwei Kindern in der Nähe einer großen Stadt. Jeden Morgen verließen sie gemeinsam ihr Zuhause. Die Eltern, um zur
Arbeit zu gehen, die Kinder, um in der Schule zu lernen. Mittags holte die Mutter ihre Kinder aus der Schule, kochte ihnen ein leckeres Mittagessen und kümmerte sich liebevoll um sie. Alles
schien in bester Ordnung.
Jedoch außerhalb ihres Zuhauses blies der jungen Familie ein kalter Wind entgegen. Immer wieder hörten sie, was sie alles nicht können. Sie lernten, dass es nicht gut ist, stolz auf sich zu sein.
Sie sollten vielmehr ihre Fehler sehen, um diese zu beseitigen. So kam es, dass die beiden Kinder immer trauriger wurden. Sie wurden immer unsicherer, da sie den Anforderungen trotz größter
Anstrengungen nicht gerecht werden konnten.
Die Eltern bemühten sich, ihren Kindern zu zeigen, was jeder von ihnen tolles kann und wie viel sie in ihrem Leben schon gelernt hatten. Die immer gleicht Antwort darauf lautete: "Ich kenn aber
jemanden, der es viel besser kann!"
Den Eltern gelang es einfach nicht, ihren Kindern ihre Einzigartigkeit zu zeigen. Traurig und verzweifelt lagen sie viele Nächte wach und suchten nach einer Lösung.
Da erschien eines Nachts wie aus dem Nichts eine Fee in ihrem Zimmer. Zunächst erschraken die Eltern, doch die Fee sprach: "Habt keine Angst! Ich habe Eure Verzweiflung vernommen und möchte Euch
einen neuen Weg zeigen. Nehmt dazu diesen Zauberstein. Er soll Euch an die zehn magischen Fähigkeiten erinnern, die Ihr in Eurem Herzen tragt. Setzt sie so viel es geht ein und Stück für Stück
werdet Ihr für Euch und Eure Kinder eine bessere Welt erschaffen." Und ebenso unerwartet wie sie gekommen war, verschwand die Fee auch wieder.
Von diesem Tage an trugen die Eltern stets den Zauberstein bei sich. Er erinnerte sie daran, wie wichtig Geduld und Begeisterung sind. Dass es gut tut, in den Arm genommen zu werden. Dass auch
kleine Fortschritte, ja selbst der bloße Versuch Anerkennung verdient. Er rief ihnen immer wieder ins Gedächtnis, wie viel besser man sich fühlt, wenn man Freundlichkeit begegnet, sei es bei
einem netten Plausch oder nur in einem Lächeln. Der Zauberstein öffnete das Herz der Eltern, dass es ihnen noch leichter fiel, überall Gutes zu entdecken und ehrliches Interesse an ihren
Mitmenschen zu zeigen. Schließlich und letztendlich half der Zauberstein auch zu erkennen, wie entscheidend es ist, gut für sich selbst zu sorgen.
Die Eltern beherzigten den Rat der Fee und gingen sehr großzügig, man möchte beinahe sagen verschwenderisch mit ihren magischen Fähigkeiten um.
So kam es, dass die Welt um sie herum Tag um Tag ein wenig wärmer erschien. Stück für Stück entdeckten auch die Menschen um sie herum die in ihnen verborgenen magischen Fähigkeiten. Und es kam
der Tag glücklich und mit der unerschütterliches Gewissheit "Ich bin gut, so wie ich bin!" nach Hause kamen.
Von Andrea Hinrichsmeyer